Methoden & Tools

Das was gelingt, feiern! 

Mit Hilfe von Retrospektiven Muster des Gelingens etablieren.

Worum geht es in diesem Blog-Beitrag?
  • Wie uns eine Rückschau hilft, aus dem, was gelingt, Klarheit und Leichtigkeit für unsere nächsten Schritte zu ziehen.
  • Ein praktisches Beispiel für Team-Meetings.
  • Wie wir diese Denkweise ganz konkret im Alltag etablieren können, für uns selbst, in der Familie und in der Partnerschaft.
Wie haben wir als Kinder Laufen, Radfahren, Schwimmen, Lesen und Schreiben gelernt?

Wir haben es ausprobiert, wir sind hingefallen, gescheitert und sind immer wieder aufgestanden, haben es wieder probiert und wieder probiert, bis es irgendwann funktionierte. 

Wann genau haben wir eigentlich damit angefangen, uns in Geiselhaft zu nehmen? Liegt es an unserer Leistungsgesellschaft, an der rastlosen Performanz unserer Welt oder einfach daran, dass wir uns gegenüber, jetzt wo wir erwachsen sind, nicht mehr so großzügig sind? 

Wie damals als Kinder lernen wir immer noch, jeden Tag, jede Woche, jeden Monat, Jahr für Jahr. Wir probieren immer noch Dinge aus und sie klappen manchmal nicht auf Anhieb. Dabei übersehen wir, dass uns sehr wohl sehr vieles gelingt. 

Wie uns eine Rückschau hilft, aus Erfolgen und Lernerfahrungen Klarheit und Leichtigkeit für nächste Schritte zu ziehen.

Eine Retrospektive, eine Rückschau würdigt all das, was wir täglich schaffen, was uns gelingt und was so alles erledigt wird – aus einer Vogelperspektive. Ich konzentriere mich in der Beratung gerne zuerst auf die positiven Ereignisse, weil sie uns mehr Möglichkeiten bieten, Energie und Klarheit zu schöpfen.

Wertschätzende Erkundungen

Die Appreciative Inquiry Methode (AI) wurde in den 80er Jahren in den USA von David Cooperrider entwickelt und ist eine „Wertschätzende Erkundung“. Sie beruht auf der Erkenntnis, dass wir aus den Dingen, die funktionieren, mehr lernen, als aus den Dingen, die nicht gelingen. Die Frage ist schlichtweg: Was klappt schon und wovon wollen wir mehr haben? Hier orientieren wir uns nicht an unseren vermeintlichen Misserfolgen, sondern an unseren Potenzialen. 

Der Vorwurf an AI ist: jetzt ziehen die die rosarote Brille auf und tünchen alles auf superschön – wir haben doch gerade echte Probleme! Ja, sicher, es gibt Schwierigkeiten und immer noch viele Dinge, die nicht so gut laufen, doch der große Unterschied ist: wir können aus den Erkenntnissen, was bereits gelingt, Umstände ableiten, was wir brauchen, um neue Herausforderungen zu meistern. 

Ein praktisches Beispiel für Team-Meetings

Ein Kulturfestival mit 30 Veranstaltungen und 20.000 Besuchern macht Jahr für Jahr nach dem Festival eine klassische Manöverkritik im Team. Das Wort Manöverkritik kreiert ja schon eine Welt für sich – in dieser Formulierung. Alles, was schieflief und unbedingt verbessert werden muss, wird auf einer Flipchart festgehalten, die Stimmung ist gedrückt, Ursachen werden erörtert, die Mitarbeiter gehen bedrückt nach Hause. 

2020 fragen mich die Leiter, wie sie das mal anders machen könnten. Ich schlage ihnen einen simplen Check-In zu Beginn des Team Meetings vor: jeder der 12 leitenden MitarbeiterInnen erzählt, was für sie oder ihn ein persönliches Highlight war im Festival. Einen Moment, in dem sie oder er gemerkt hat: WOW – genau dafür arbeite ich hier! 12 Geschichten werden geteilt, es sind Begegnungen mit Besuchern, ein Ticket-Programm was endlich sauber läuft, ein Künstler, der sich glücklich bedankt hat, Praktikanten, die strahlten. Eine andere Form von Erntedankfest. Danach die Frage: Was haben wir erreicht? Was ist uns gelungen und was möchten wir beibehalten? Und danach erst: Worauf sollten wir achten und was möchten wir in Zukunft gerne vermeiden? 

Diese Form von Methode und Fragestellung würdigt durch persönliches Geschichten-Teilen das Gelungene und wertschätzt, was alle in diesem Team geleistet und erlebt haben. Für die eigentliche Rückschau – die jetzt nicht mehr Manöverkritik heißt – war der Boden bereitet, wirklich an einer potenzialorientierten Optimierung des Kulturfestivals zu arbeiten, die noch dazu von allen getragen wird und verbindet.

Wie wir diese Denkweise ganz konkret im Alltag etablieren können, für uns selbst, in der Familie und in der Partnerschaft.

Diese Form von Retrospektive funktioniert für alle Bereiche unseres Lebens.  

Eine wertschätzende Erkundung meines Tages, meiner Woche: 

  • was habe ich erlebt?
  • was war mein Highlight?
  • was ist mir gelungen?
  • wobei habe ich mich selbst überrascht? 
  • was habe ich alles geschafft?
  • was waren die Umstände, die dazu beitrugen? und wovon will ich mehr?

Eine wertschätzende Erkundung der Meilensteine und Erfolgserlebnisse in meinem Leben: 

  • Was waren Highlights in meinem Leben, Erfolgs-Momente, in denen alles perfekt zusammenlief?
  • Wo war ich vollständig im Flow wuchs über mich hinaus? 
  • Welche Umstände haben dazu beigetragen?
  • Welche Empfehlungen würde ich mir geben, um noch mehr dieser Erfolgsmomente zu gestalten?

Dafür hier ein Interviewleitfaden für eine Wertschätzende Erkundung mit genauer Anleitung: https://change-animal.com/freebie-erfolge-feiern/

In der Familie und Partnerschaft funktionieren diese Fragen gleichermaßen in der Form eines guten Gesprächs zwischen Kindern, Partnern und bei Freunden. Teilt Euch mit. Fragt Euch.

Wir sind unser wichtigstes Tool, wir gestalten unsere Wirklichkeit – Tag für Tag

Wir können morgens aufstehen und denken: „Oweia, das wird ein schrecklicher anstrengender Tag!“. Die Wahrscheinlichkeit, dass es dann ein anstrengender Tag wird, ist verhältnismäßig hoch. Im Gegensatz dazu können wir den Tag damit beginnen, uns vorzustellen und darauf zu freuen, was uns erwartet, wen wir treffen werden und uns innerlich darauf vorbereiten, dass es womöglich, trotz vieler Arbeit, ein ungemein interessanter Tag werden kann.

Es gibt unterschiedliche Blickwinkel und Narrative, wie wir die Dinge betrachten, die wir gerade erreichen möchten.

Die gute Nachricht: Unsere Energie folgt unserer Intention.

Wenn wir immer wieder auf Praktiken des Gelingens kommen, und auf das schauen und das feiern, was uns gelingt, und uns dafür auf die Schulter klopfen, ist die Chance relativ hoch, dass wir gut für uns sorgen, uns nähren und in unserem Tun mehr wertschätzen. Diese Reflexions-Zeit für ein höheres Bewusstsein dürfen wir uns getrost nehmen, um uns mit einem liebevolleren, großzügigeren Blick zu betrachten –  anstelle uns in Geiselhaft zu nehmen.  

Christine von Fragstein ist das Change Animal, Gefährtin für Veränderungsprozesse. Sie kommt aus der Kreativwirtschaft und begleitet Menschen, Teams und Unternehmen in Herausforderungen. 


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